Die mit Abstand wichtigste Voraussetzung für dein Gebet

# 24
„Du bist mir geworden wie ein trügerischer Born (Quelle), der nicht verlässlich Wasser gibt.“Jer. 15, 18LUT

Leben in der Krise - Teil 1: 

Wir können es wenden wie wir wollen, aber Jeremia nennt Gott hier einen Lügner! Die Jerusalemer übersetzt es deutlicher: „Ein Trugbach, dessen Wasser nicht Wort halten“. Für Jeremia ist Gott eben nicht eine Quelle der Freude, Wahrheit und Verlässlichkeit geworden. Für ihn hält Gott sich nicht an seine Versprechen. Jeremia führt in den Versen davor sein Schicksal als Beweis an. Seine Hingabe und die Opfer, die er alle für Gott erbracht hatte, sprechen eine klare Sprache. Und seine Geschichte ist wirklich hart. Hätte Gott da nicht sein Schicksal wenden müssen? Und so kommt es zu diesem Gebet: Er wirft Gott vor, nicht Wort zu halten. 

1. Die wichtigste Voraussetzung für unser Gebet: Ehrlichkeit.

Diese Geschichte, wenn ich mal etwas sehr Persönliches weitergeben darf, war für mich die prägendste Story in meinen ersten Schritten als Christ. Warum? Weil uns hier die Bibel ohne Schminke die wichtigste Lektion für unser Gebet, für das Reden mit Gott, darstellt:

Ehrlichkeit

Es gibt nichts, was Gott mehr schätzt, wenn du deine Hände faltest und zu ihm sprichst. Du brauchst nicht mehr als das! Wir brauchen keinen richtigeren Glauben, kein größeres Bibelwissen, keine fehlerfreien Formulierungen. Wenn du nur wenig Glauben hast, vielleicht nur einen kleinen Funken Hoffnung auf Gottes Existenz, wenn du voller Trauer oder Zweifel bist, wenn du aus einer schweren Sünde kommst oder wenn du total versagt hast –wenn du dann aber mit Gott redest, dann sei wenigstens ehrlich. Er durchschaut dich und kennt dein Inneres sowieso. Jeremia macht es uns vor. Und seine Worte sind in der Härte kaum zu toppen.

2. Gott hält unsere Vorwürfe aus. 

Unsere Trauer, unser Frust, unsere Anklage, unsere Unzufriedenheit - alles hält Gott aus. Nein, er hält es nicht nur aus, sondern er ist auch genau die richtige Adresse dafür. Wer denn sonst, wenn nicht der liebende Vater? Wenn in Jes.53 steht, dass der Sohn Gottes alles auf sich nahm, was die gefallene Welt an Leid und Ungerechtigkeit zu bieten hat, dann weiß niemand besser als er, wie sich das anfühlt, was wir gerade ertragen müssen. Denn er hat es auf sich genommen. Wir sind niemals alleine mit unserem Schmerz.

Es ist eben wahr: Zu wem sollten wir sonst gehen? (Joh. 6, 68). Wenn Jesus uns zuruft, dass wir, die Mühseligen und Beladenen, zu ihm kommen sollen, (Matth. 11, 28) dann steht das Angebot, auch wenn er selbst, wie bei Jeremia, die Ursache unserer Beladung ist. Jeremia ist mit seinem ehrlichen Gebet für uns das ultimative Vorbild, mit wirklich allem, was in uns ist, zu Jesus zu kommen. Wirklich mit allem.

3. Rede mit ihm. Je schneller desto besser.

Wenn wir im Dienst für den Herrn unterwegs sind, dann begegnet uns viel Freude. Aber es begegnet uns auch sehr viel Frust, Verzweiflung, Anklagen, Verletzungen und Unsicherheiten. So hatten wir uns das nicht gedacht, als wir uns gemeldet hatten. 

Bis zu diesem Vers erlebt Jeremia ein schreckliches Schicksal nach dem anderen: Alle seine Freunde verlassen ihn, das Volk beschimpft ihn, keiner hört ihm zu, er wird ins Gefängnis geworfen, seine Familie verübt einen Mordanschlag auf ihn und dann darf er noch nicht einmal dafür beten.

Und dann, endlich, presst Jeremia sein ganzes Inneres heraus. Er hatte lange gewartet. Vielleicht bis es fast zu spät war. Lasst uns nicht so tun, als wäre alles kein Problem (auch wenn das die fromme Antwort wäre). Lasst uns zugestehen, was das alles mit uns macht. Von Jeremia habe ich gelernt, ehrlich zu mir und zu Gott zu sein – und auf keinen Fall es aufschieben.

Und wie reagiert Gott auf Jeremias Herz ausschütten? Gottes Antwort Morgen #25