Eine typische Weihnachtsgeschichte unserer Tage – die heile, romantische Welt existiert nicht: Maria war dem Josef versprochen. Die Hochzeit stand bevor. Alles lief gut und dann kam der Tag, an dem Maria es ihm beichten musste oder Josef es selbst wahrnahm: Maria war schwanger - und nicht von ihm. Und aus dem „Es-läuft-alles-gerade-super-Josef“ wurde ein Josef, der im Dunkeln saß. Weihnachten wurde für ihn zum Desaster. Dieser Teil der Weihnachtsgeschichte kann uns einige Facetten über den Umgang in der Krise aufzeigen:
1. Gib der Unbesonnenheit keine Chance.
Wie reagieren wir, wenn dunkle Nachrichten an unsere Tür klopfen? Wenn wir Druck erleben, wir schlechte Nachrichten erhalten, verletzt werden oder Ungerechtigkeiten ertragen müssen, werden wir irgendwie darauf reagieren. Meistens reagieren wir in den Mustern unserer Erziehung oder in den Mustern unserer Persönlichkeit. Welche Reaktionsmuster haben wir uns angewöhnt?
Leben wir die heißspornige Reaktion aus: Lautes Aufschreien? Sofort einen Schuldigen suchen? Fragen wir intensiv nach dem Warum? Warum mir? Suchen wir den, der dafür büßen muss?
Oder sind unsere Reaktionen und unsere Gefühle eher defensiv: Fallen wir in uns zusammen und reagieren mit Selbstmitleid oder Minderwertigkeit? Wie leicht setzen wir uns auf den Stuhl des Opfers?
Die Frage darf an uns Christen gestellt werden: Hat unser Glaube einen Einfluss auf uns in diesen Tagen?
Bei Josef beobachten wir, wie man besonnen reagieren kann. Er blieb ruhig, nüchtern, nicht kopflos und er machte sich einen Plan. Er schlug nicht unkontrolliert mit der Faust auf den Tisch. Er informierte auch nicht über Facebook 100 Follower über das Unrecht, das andere ihm antaten.
Paulus riet dem jungen Timotheus: „Du aber, Timotheus, du sei nüchtern in allen Lagen“ (2. Tim. 4, 5). Alle Lagen? Also „egal was passiert, behalte deinen Verstand“. An Josef sehen wir als erstes, das Besonnenheit und Fromm sein auch in dunklen Tagen möglich ist. Gib der Unbesonnenheit keine Chance.
2. Bring dein Frommsein in die Tat.
Den Satz übersetzt die Elberfelder so: Josef „wollte sie nicht zur Schau stellen...“ Das ist bedenkenswert, dass der gerechte Josef gerade auf die Gerechtigkeit verzichtete. Er hatte das Recht, nicht nur verärgert zu sein, sondern es ging damals bis hin zu ihrer öffentlichen Hinrichtung. Sein Schmerz war da, aber er widerstand den Gefühlen nachzugeben. War sein „Frommsein“ Basis für so eine Heldentat? Bringen wir unser Frommsein in die Tat. Möge das Wort Gottes und sein Geist nicht an uns verschwendet sein (2. Tim.1, 7)
3. Im Zweifel lebe Barmherzigkeit.
Was hat das Wort „gerecht“ in diesem Zusammenhang zu tun? Kann es sein, dass wir bei Verletzungen und erlebten Ungerechtigkeiten zu schnell selbst „ungerecht“ werden? Ich denke mir oft, dass Josef nicht nur wegen dem Schmerz litt, sondern auch, weil er Maria ja kannte. Und das erlebte passte so gar nicht zu ihrem sonstigen Wesen. In so manchem erlebten Beziehungsstörungen, wo zwei Personen eine völlig unterschiedliche Sichtweise haben, möchte man gerne von außen zurufen: „Du kennst doch X. Das, was du gerade denkst, passt doch gar nicht zu ihr. Misstraue dir und deinen Gefühlen“. Es ist ein guter Wegweiser: „Im Zweifel lebe Barmherzigkeit“.
Der irdische Vater unsres Herrn Jesus lebte hier das „im Zweifel Barmherzigkeit“ aus. Wenn wir uns unsicher sind, wie wir mit den Verletzungen, Verleumdungen und bösen Taten anderer umgehen sollen, so ist dieser Rat der Bibel kein schlechter: Im Zweifel, lebe Barmherzigkeit.
Der Sohn Gottes wird das später auf den Punkt bringen: „Selig sind die Barmherzigen. Denn Sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt. 5, 7)
Barmherzigkeit (und Freude) ist das Wort der Geburt Jesu. Maria erkennt sie in der Tiefe („Seine Barmherzigkeit währet für immer“ Luk.1, 50) und Zacharias beschreibt sie kaum steigerbar („die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes“ Luk.1, 77). Aber Josef lebt sie vor. Und unser Herr Jesus ist sie. Und zu dir und mir kommt sie.