„Wer weiß“ - Teil 1:
„Ich habe David gefunden“, so zitierte Paulus einmal Gott, „einen Mann nach meinem Herzen“ (Apg.13, 22). Wir alle, die Davids Geschichte brutto kennen, staunen doch immer wieder nicht schlecht über diese Beurteilung Gottes von David. Und wir möchten Gott dazwischenrufen: „Weißt du nicht, wie viele Herzen er gebrochen hat, wie viele Menschen er auf seinem Gewissen hat, wie viel Versagen, Egoismus und Schuld er aufhäufte?“ Und doch bleibt David ein Mann nach dem Herzen Gottes und wir dürfen uns fragen, warum war das so?
An keiner anderen Stelle, wie nach seinem großen Versagen mit Batseba, wird Davids Herz für mich so deutlich, wie in diesen beiden Worten "wer weiß".
1. Sein unglaublicher Optimismus.
Selbst an seinem absoluten Tiefpunkt, als er mit Batseba sündigte und Gott ihren erstgeborenen Sohn erkranken ließ, gab David seinen gläubigen Optimismus nicht auf. Selbst als Gott es ihm noch einmal deutlich erklärte, dass das Kind wegen ihm sterben wird, hielt David die Hoffnung fest, betete und fastete, denn „wer weiß, vielleicht ist Gott doch gnädig.“ Er konnte die leise Hoffnung nicht loslassen, Gott zu bewegen. Das nennt man an anderer Stelle „Glauben haben“.
Für uns heißt das: Wer weiß, vielleicht setzt Gott seine Macht doch für uns ein. Wer weiß, vielleicht überrascht Gott uns mit neuen Offenbarungen und übernatürlichem Handeln. Wer weiß, ob Gott unsere Gemeinde, diesen Gottesdienst, meinen Beitrag, nicht doch zum großen Segen werden lässt? Wer weiß, ob Gott unser Gebet nicht doch erhört?
Dieses „wer weiß“ von David kann auch zu unserem Credo werden – entgegen aller Vernunft und Unkenrufen um uns und in uns. Ohne Rücksicht auf meine Erfolgskalkulation und „was sollen denn die Leute denken“ darf ich alles von Gott erwarten. Denn, wir wissen es eben auch nicht, dass Gott es nicht tut: Pred.11, 5: Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt (...). so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt“
2. Seine unverrückbare Überzeugung, dass Gott ihn liebt.
Es ist doch so: Wir sündigen, wir versagen und wir enttäuschen. Wie sind daraufhin die Reaktionen um uns herum? Während einige noch mit unserer Unperfektheit kämpfen und sich entweder von uns abwenden oder Schubladen für uns bereit machen, so bleibt Gott unverrückbar unser uns liebender Vater. Gott schaut nicht auf unser Versagen, sondern auf unser reuiges Herz und auf unseren Heiland, der alle unsere Schuld getragen hat. Dessen ist sich David sicher (Ps. 32, 5). Davids „wer weiß“ drückt die Unsicherheit aus, ob Gott das Gebet um Heilung des Jungen erhört. Aber das Gott ihn liebt und ihm zuhört, da gab es für ihn keinen Zweifel. David glaubte das wirklich und das strahlte in diesen dunklen Tagen seines Lebens hindurch. Sein Optimismus hat hier ihre Quelle.
Wie oft haben wir damit Mühe, Jesu Liebe zu uns jeden Tag neu vor Augen zu haben? Von jemanden so sehr geliebt zu werden, dass selbst unsere größten Schnitzer und unser totales Versagen diese Liebe nicht zerstören können, muss uns das nicht jeden Tag froh machen? Davids Herz wusste „ich bin geliebt“. Deshalb darf ich auch jetzt noch immer Gott mit meinen Sorgen bestürmen. Selbst wenn wir Gott und uns enttäuschen und den Versuchungen erliegen, trennt uns das nicht von Gottes Liebe (Röm. 8, 33-39).
3. Seine tiefe Verbundenheit mit seinem Gott.
Du sündigst? Dann gibt es nur einen Ort an dem Du sicher bist: In Gottes Gegenwart. Zögere nicht, seine, nach dir ausgestreckte Hand, zu suchen und dir vergeben zu lassen. (Lies parallel Ps. 32)
Wo wird uns das Wort „Herr, wohin sollten wir sonst gehen“ (Joh. 6, 68) bildhafter dargestellt, als bei David in seiner dunkelsten Stunde? Er flieht und rennt zu Gott. Egal was war. Weil er weis, da ist der wartende Vater, der nach mir Ausschau hält.