Die Idee, Saul zum König zu salben, kam damals direkt von Gott. Nicht Samuel hatte die Vision, mit Saul diese neue Ära für Israel zu beginnen, sondern nach dem Wunsch des Volkes ist Gott Initiator (und hatte Gott nicht bereits im Gesetz des Moses diese Möglichkeit vorgesehen? 5. Mo. 17, 15). Gott sagte zu Samuel „komm, wir wagen es mit Saul“. Und Samuel war dabei. Der Rest ist Geschichte – Auch diese Episode Israels kann Spiegelbild für viele unserer eigenen Erlebnisse sein. Vielleicht ist sie auch die Story, die uns gerade heute Trost spenden kann. Für mich war diese Geschichte und dieser Vers in einer Phase der Enttäuschung wie das Öffnen einer Tür in die Freiheit.
1. Dinge misslingen!
Wenn wir mit bester Absicht starten, wenn wir von einer guten Idee begeistert sind und mit Gottes Hilfe alles für die Umsetzung tun wollen, so liegt es doch nicht immer an unserem Wollen und Vollbringen, dass unsere Vorhaben gelingen.
Wir scheitern: In unserer Ehe, in unserer Erziehung, in unserem Job, an unserer Standhaftigkeit, an der Standhaftigkeit der anderen, an unseren Feinden, an unseren Freunden, an der Boshaftigkeit der anderen und auch an unserem eigenen Unvermögen und unserer Unheiligkeit.
Und auch unsere Gemeinden scheitern: An der Sanftmut, der Friedfertigkeit, an der Heiligkeit der Geschwister, an dem Unvermögen der Leiter zu leiten und an dem Unvermögen der Schafe, sich leiten zu lassen. Wir scheitern an den Umständen. Wir scheitern an dem Teufel, der es verhindert (1.Thess. 2,18).
Auch Paulus gelang nicht alles. Kaum war er fort, fiel die Gemeinde in Chaos (Galater, Korinth) und es folgte Streit und Trennung? (Apg. 15, 39) Falls es fair ist daraus Trost für uns abzuleiten, dann das: Warum sollte es uns besser ergehen? Alle diese Niederlagen sind tragisch und unnötig aber sie gehören scheinbar zum Leben in dieser gefallen Welt. Dinge misslingen eben auch.
2. Es gibt eine Zeit des Trauerns.
Gott gibt Samuel scheinbar Zeit über den Verlust zu trauern und wir tun gut daran, uns auch diese Zeit zu nehmen. Trauern ist nicht ein Ausdruck des Unglaubens, sondern des Menschseins. Jesu Tränen über Jerusalem (Luk. 19, 41), sind wie die Trauer Samuels und wir dürfen uns dem anschließen.
Aber dieser Vers mahnt uns auch…
3. Jede Trauer muss ein Ende haben.
Samuel war über das Misslingen der Idee, Saul zum König zu machen, so sehr betrübt, dass Gott ihn da herausholen musste.
Durch diesen Vers wollen wir heute folgendes bedenken: Wir Menschen trauern unser ganzes Leben über irgendetwas. Die Liste ist unendlich und die Gründe aus Punkt 1 sind nur exemplarisch. Deshalb diese Warnung Gottes aus diesem Vers: „Wie lange?“
Wie lange darf die Traurigkeit über Versagen, Verrat an uns und Verlust unsere Gegenwart fesseln? Scheinbar hat die Trauer über das Missraten der Berufung von Saul, die mit soviel Hoffnung begann, Samuel in den Griff. Und das durfte sie damals nicht. Und das darf sie heute nicht.
Denn nach dieser Frage Gottes folgt das „Auf geht´s Samuel. Gehe hin, ich habe weitere Pläne. Es ist nicht alles verloren. Wir versuchen es noch einmal.“ Und dann kam David. Und irgendwann versucht es Gott noch ein letztes mal – Jesus, sein Sohn (Mt. 21, 33-41).
Wir dürfen uns von der Trauer nicht dazu bringen lassen, den Rest unseres Lebens zu blockieren. (Ich rede hier nicht über die Trauer über den Verlust eines lieben Menschen, sondern wie gehen wir mit dem Traurigsein über Versagen und Niederlagen um). Lassen wir uns durch Gottes Aufruf an Samuel motivieren. Saul war Gottes Idee und Gott ist ein Gott der Lebenden, der zweiten Chance (Joh. 21, 17). Das ruft er uns immer wieder zu. Scheinbar tut es uns gut auch die Trauer zu beenden und ihre Macht über uns zu brechen.