Die Seuche unserer Tage: Unzufriedenheit 

# 61
„Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen.“2. Mose 16, 3 LUT

Erst wenige Wochen ist die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei her. Davor war ihr Leben als rechtlose Sklaven die Realität. Es gibt im ganzen Alten Testament kein Ereignis, das häufiger erwähnt wird und freudiger besungen wird, als diese wunderbare Errettung. Aber Fakt sind diese uns überlieferten kollektiven Worte derer, die das erlebt haben. Treiben uns „neutrale“ Leser diese Sätze nicht in die Fassungslosigkeit? Aber bedenken wir stets, das Volk Israel ansehen (nach Luther „die Gemeinde Jesu im Alten Testament“), heißt uns ansehen. Das auserwählte Volk Gottes, selbst die Gemeinden Jesu, du und ich, wir sind gegen ein Virus nicht immun: Die Unzufriedenheit.

1. Der Fluch der Unzufriedenheit.

Wie viel Streit, Missgunst, kleinere und größere Fehden leben in unseren Gemeinden, Freundeskreisen und Familien, weil wir diese Unzufriedenheit in unser Herz lassen? Und wie oft sind wir, nach dem wir infiziert wurden, sofort noch fleißig auf der Suche nach Verbündeten? 

Wie konnte es damals zu dieser kollektiven Stimmung kommen? Versuchen wir uns in die damalige Szene hineinzuversetzen. Wie viel Getuschel beim Manna Einsammeln, beim Teetrinken vor dem Zelt oder auf dem Weg zum Opferdienst sind wohl nötig, dass ein ganzes Volk nach so kurzer Zeit ins Murren kommt? Erst war es nur eine kleine Unmutsäußerung. Dann kam einer dazu und verstärkte das Gefühl des Mangels und am Ende wollen wir zurück und können die Freude der Erlösung nicht mehr sehen. Nur wenige Wochen nach den Peitschenhieben der Ägypter war alles verblasst.

Lasst uns reifer sein. Lasst uns gelassener werden und uns viel langsamer und besonnener äußern. Das Volk Gottes, die Braut Christi, hat unser Gemurre und unsere vielen Gespräche auf der Suche nach Gleichgesinnten nicht verdient. Und Jesus erst recht nicht. Geben wir dieser Art von Unzufriedenheit keine Chance. Wir können den Fluch des Murrens brechen. Schwimmen wir also gegen den Strom. 

2. Unzufriedenheit trübt den Blick.

Diese Herzenseinstellung ist für uns alle ein gewaltiges Problem, weil sie, wie bei dem Volk Israel, unsere Gabe der richtigen Einschätzung blockiert. Wir denken zwar, dass wir ein Recht auf unsere Beschwerden und Unzufriedenheiten hätten. Aber leider stammen unsere kritischen Einschätzungen zu oft nicht von den wirklichen Verhältnissen, sondern mehr von den subjektiven Gefühlen und unseren negativen Einstellungen.

Die Israeliten waren in Ägypten Sklaven. Das bedeutete, dass das Essen rationiert wurde und Fleisch gab es schon gar nicht. Der Sklaventreiber stand mit der Peitsche hinter ihnen und ihre Kinder wurden ihnen genommen. Wie kamen sie nur darauf, das als Paradies zu beschreiben? Auch wenn es ein fast chancenloser Rat ist: Aber misstrauen wir unserem Blick. Halten wir inne. Sei kein Israelit!

3. Unzufriedenheit wendet sich gegen Gott.

„Wollte Gott doch nur...“, „hätte Gott doch niemals ....“ – Kann es sein, dass dieser Vers tatsächlich dafür ein Bild ist, dass so manche unserer geäußerten Unzufriedenheiten sich in Wirklichkeit direkt gegen Gott wendet? Wir misstrauen ihm, dass er es gut mit uns meint, wenn wir über so manche unserer Umstände ins Murren geraten. Wir würden zwar auch sagen „Mose und Aaron sind schuld“, aber im Grunde ist es Gott, der seinen Job nicht richtig tut.

Und noch ein hilfreiches Warnschild aus diesem Bild: Wenn wir unsere Freude über unsere Erlösung verloren haben, dann kommt die Sehnsucht nach der alten Welt zurück. Mag sie auch noch so verlogen sein.