Nachdem wir gestern (#64) die Voraussetzung angeschaut haben, wie wir andere nachhaltig anleiten können, ohne uns selbst zu schaden, wollen wir, auch wenn es vielleicht nur wenige der Leser direkt betrifft, aus dem zweiten Teil dieses Verses einige paulinische Führungsgrundlagen bedenken.
1. Die Herde als Ganzes.
Die Ältesten (die Leiter), und die sind hier direkt angesprochen, sind verantwortlich für die Gesundheit der „ganzen“ Herde. Das ist etwas anderes als Achtzuhaben auf alle Schafe. Dem einzelnen Schaf nachgehen, kann das miteinschließen. Aber kann es sein, dass die „ganze Herde“ im Blick zu haben, sich davon etwas unterscheidet?
Was meint das? Geht es dabei vielleicht darum
- den Überblick zu haben,
- Entscheidungen zum Wohl aller zu treffen,
- Strategien zur Weiterentwicklung oder zur Mission zu entwerfen,
- Phasen, Gefahren oder Gesundheitssituationen der Herde zu erkennen?
Die Leiter müssen entscheiden was dran ist, wann geruht, wann weitergezogen wird. Sie müssen die Gefahren für alle erkennen und handeln. Die Schafe, für die sie verantwortlich sind, sehen das oft anders und es entsteht viel Druck in unseren Gruppen und Gemeinden. Oft passt dem einzelnen Schaf, das gerade an einer Stelle sein Lieblingsgras gefunden hat, diese Entscheidungen überhaupt nicht. Aber es kann wichtigeres für die Herde geben als das Lieblingsgras des einzelnen Schafes. Mögen die Verantwortlichen darin klug und besonnen bleiben.
2. Sei dem verantwortlich, der dich einsetzt.
Beachten wir, dass die Leitung vom „Heiligen Geist“ eingesetzt ist. Wer einsetzt, dem gegenüber ist man auch verantwortlich. Natürlich würde kein Christ es in Abredestellen, dass es richtig ist, zuerst Gott zu dienen und ihm gegenüber verantwortlich zu sein. Aber wie sieht das in den Gemeinden praktisch aus? Wie sehen wir Schafe das, wenn wir auf der Wiese stehen und der Hirte nicht das tut was wir wollen? Das ist eine tagtägliche Herausforderung für die Schafe und den Hirten.
Als Schaf: Haben wir also mit unseren Leitern viel Erbarmen und lasst uns nicht zu den Schafen gehören, die lauter als Gott rufen „diene mir“.
Als Hirte: Möge der Leiter in aller Ernsthaftigkeit und Demut seiner Berufung nachkommen. Im Angesicht des Einsetzenden, wohl wissend:
3. Es ist Jesu Gemeinde. Lassen wir sie ihm.
Die wichtigste Grundlage kommt am Ende: Die Gemeinde, dein Hauskreis, deine Gemeindegruppe ist Jesu Gemeinde, Jesu Hauskreis, seine Gruppe.
Das ist zuerst eine gute Botschaft der Entlastung an alle Verantwortlichen. Jesus selbst hat sie „durch sein eigenes Blut erworben“ – Er ist für sie gestorben, nicht wir. Er ist der Herr, er ist „der große Hirte der Schafe, er mache uns tüchtig zu tun seinen Willen.“ (Hebr. 13, 20). Manchmal haben wir den Eindruck, dass alle Last auf dem Leiter liegt. Aber es ist in Wahrheit Jesu Herde (Joh. 10, 1-30). Das darf geglaubt werden.
Aber dieses Wort gilt auch uns, die wir die Schafe seiner Herde sind. Daran dürfen wir uns bei den vielen Wünschen und Bedürfnissen erinnern. Es ist Jesu Herde, nicht meine. Ich bin nur eines seiner Schafe. Nicht der Mittelpunkt.