Schon zu Moses Zeiten tickten die Menschen in dem Volk Gottes wie wir es auch aus unseren Tagen kennen. Luther bezeichnete das Volk Israel „die Gemeinde Jesu des Alten Testamentes“. Und tatsächlich können wir aus den einzelnen Geschichten vieles auch für uns und unsere Gemeinden herauslesen und sind immer wieder über so viel Ähnlichkeit mit unseren Tagen überrascht. Mose gibt hier den Stämmen Ruben und Gad Antwort auf ihr Ansinnen, doch diesseits des Jordans bleiben zu dürfen und nicht ins gelobte Land mitzuziehen.
1. Verlust der Sehnsucht.
Welche Tragik: Beide Stämme verlieren die Sehnsucht nach den Verheißungen Gottes. Sie begnügen sich mit den trockenen Gegenden um Gilead. Hier konnten zwar die Hirten ihr Vieh weiden lassen, aber es ist eben nicht die Gegend, in der Milch und Honig fliesen. Es ist kein „guter Boden“ (Matth. 13, 1-23).
Das gleiche Phänomen sehen wir so oft in der Gemeinde Jesu. Manchmal auch in uns. Wir begnügen uns mit dem „ganz nah dran“. Wir haben noch Verbindung zu der Verheißung Jesu, aber wir gehen nicht über den Jordan und wollen Jesus doch nicht wirklich nachfolgen wohin er uns auch ruft.
Ich denke aus dem Zusammenhang kann man bei Mose nicht nur das Missbilligen herauslesen, dass die beiden Stämme die anderen nicht unterstützen sondern auch das völlige Unverständnis „nicht in das von Gott ihnen geschenkte Land ziehen zu wollen. Es bleibt die ewige Frage, warum Menschen sich für das zweitbeste entscheiden? warum sie nicht dem Gott, der sich für sie opferte, von ganzem Herzen folgen wollen?
2. Verlust des Dienens.
Die Arbeit im Weinberg (die Gemeinde Jesu), die Einnahme des Landes, als Sinnbild für den Auftrag Jesu an seine Leute (Matth.28, 18-20): Sie gilt Allen. Wer Teil der Familie Gottes sein möchte aber nicht mithelfen will, muss sich die Frage des Mose gefallen lassen: „Was? Du selbst willst dir dienen lassen aber selbst nicht dienen? „Wie oft dulden wir in den Gemeinden die Nachahmer Rubens?
Aber dieser Vers malt ein typisches Phänomen: Es packen nicht alle an. Das ist scheinbar so zu allen Zeiten. Lass dich also nicht entmutigen. Viele arrangieren sich mit dem Status Quo ihres Lebens. Da ist keine Leidenschaft für das „Kommen des Reiches Gottes“. Sie sind mit dem bisschen Heiligem Land, mit dem wenig an eigener Heiligung zufrieden. Unterschiedliche Hingabe und unterschiedliches Niveau von Leidenschaft für Jesus, ist ein Fakt. Nicht jeder Christ sagt „Hier bin ich, sende mich“.
Der Stamm Ruben ist auch ein Bild für diejenigen, die selbst den Segen durch den Kampf anderer empfangen haben und empfangen werden. Selbst aber dies weder ehren, noch sich selbst wieder zum Segen für andere einsetzen.
3. Verlust der Gemeinschaft.
Die Gemeinde ist auch ein Ort nach dem Motto „einer für alle, alle für einen“. Es soll ein Ort sein, an dem man nach dem anderen schaut. Wenn du schon deinen Platz eingenommen hast, dann schau auch auf deinen Bruder und deine Schwester; schau nach den Schwachen und schau nach den Kindern. Wehe uns, wenn uns das Schicksal der anderen egal geworden ist. Hauptsache wir sind versorgt, geht gar nicht. Die Versorgung der anderen ist eines der zentralen Botschaften der Predigten Jesu.
Jesus, der Herr des Weinberges ruft den Herumstehenden zu: „Was steht ihr den ganzen Tag müßig rum“ (Matth. 20, 6). Waren nicht Jesu Leute zu allen Zeiten fleißige Menschen?