Paulus wirkte drei Jahre lang in Ephesus. Er gründete dort die Gemeinde, setzte Älteste ein und lehrte sie in dieser Zeit, wie er es in Vers 27 formulierte, „den gesamten Ratschluss Gottes“. Sie müssten gut vorbereitet sein. Doch nun galt es Abschied zu nehmen. Und Paulus drängte es sehr ihnen zusätzliche wichtige Dinge mit auf den Weg zu geben. So Wichtiges, dass er ihnen eine längere Anreise zumutete. Und dann hält er vor ihnen eine bemerkenswerte Abschiedsrede. Diese Rede ist schon deshalb von Bedeutung, weil Paulus davon ausging, dass er die Gemeinde und die Ältesten für immer verlassen würde. Die letzten Anweisungen und Ratschläge an eine Gemeindeleitung, an seine Gemeinde, erhalten dadurch diese besondere Brisanz. Insbesondere dieser Vers hat es in sich.
1. Deine wichtigste Aufgabe: Achte auf dich.
Gleich vorab: Was heißt dieser Satz nicht? Er heißt nicht, dass sich die Welt um mich drehen soll und meine Bedürfnisbefriedigung an erster Stelle steht. Das gerade nicht. Denn dann würden wir gerade nicht auf uns im Sinne von Paulus achten.
Aber dennoch: Gottes Vision für unser Rolle ist nicht zuerst die eines Dieners, eines Knechtes oder eines Arbeiters, sondern die eines von ihm geliebten Kindes. Gott möchte, dass wir das Ziel erreichen, den Lauf bis zum Ende gut vollenden und dass wir den Glauben bewahren (2. Tim. 4, 7). Dazu soll uns dieser Vers helfen.
Die Welt zu retten, den Nächsten zu lieben oder der Gemeinde Jesu hingegeben zu dienen, kann nur gelingen, wenn wir auf uns achthaben. Praktisch: Wir müssen sehen, dass wir noch auf dem Weg sind, dass unsere Ausrichtung noch stimmt, dass unsere Freude an Jesus noch da ist, dass unsere Balance zwischen Arbeiten und Sabbat noch stimmt oder dass wir nicht in Sünde fallen.
Paulus hat die Reihenfolge des Verses (siehe morgen) ganz sicher bewusst gewählt. Wir können nicht nachhaltig auf andere achten, wenn wir selbst an unserer Seele Schaden nehmen. In dieser Gefahr stehen wir aber - gerade dann, wenn wir in seinem Reich im Einsatz sind. Das passiert schneller als wir denken. Dessen ist sich Paulus bewusst. Deshalb diese letzten Worte von ihm auch an uns.
2. Selbstleitung – die Königsdisziplin.
Wer ist für uns die schwierigste anzuleitende Person? Das sind wir selbst.
Wie kann das „auf dich achten“ aussehen?
- Sich beobachten; andere dabei einbeziehen und um Feedback bitten.
- Sich nicht überschätzen und überfordern.
- Aber sich auch nicht unterschätzen und unterfordern.
- Zu merken, wenn wir in die Routine verfallen und die erste Liebe abnimmt; und dann Gegenmaßnahmen überlegen und ergreifen.
- Suchen wir uns positive geistliche Übungen, gute Routinen, fromme Handlungen, Bücher oder Vorträge die uns anfeuern.
- Suchen wir uns aber auch seelische und körperliche Komponenten, die unsere Frische und Gesundheit unterstützen.
3. Für dich ist niemand mehr verantwortlich als du.
Du kannst niemanden verantwortlich machen, wenn du dich nicht in der Schrift auskennst, wenn du keine Gebetserlebnisse hast, wenn du zu wenig aufbauende Gemeinschaft hast, wenn du nicht mit deinen Gaben dienst oder wenn der Alltag dir deine Liebe zu Gott und den Nächsten erkaltet. Versuche erst gar nicht andere die Schuld zu geben. Es ist dein Job!
Gott sei Dank sind wir bei dem „auf uns achten“ nicht alleine. Unser großer Hirte, Jesus Christus, sein Heiliger Geist, hat zugesagt uns an alles zu erinnern und zu helfen, dass unser Leben gelingt. Und dann haben die Christen auch noch einander. Menschen auf die du achtest und Menschen die auf dich achten. Aber dieser zweite Teil kommt morgen dran.
Siehe auch #65