Vorsicht bei Entscheidungen, wenn die Sonne scheint

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„Mein Sohn, hast du gebürgt für deinen Nächsten, (...) deshalb tu doch dies, mein Sohn, und rette dich; denn du bist in deines Nächsten Hand: Geh hin, dränge und bestürme deinen Nächsten! Lass deine Augen nicht schlafen.“Sprüche 6, 1-4LUT

Diese Bibelstelle ist nun wirklich aus dem realen Leben. Der Hintergrund ist einfach und beschreibt eine Szene, die so sogar heute noch genauso vorkommt. Jemand wird gebeten, für jemand anderen, vielleicht ein Freund oder ein Bruder, eine Bürgschaft zu übernehmen. Der weise Ratgeber Salomo geht mit keinem Wort auf die Motive ein, warum die Bitte nach einer Bürgschaft aufkam, warum der Bürge damals zusagte und auch nicht auf die Umstände und die Not dessen, der die Bürgschaft brauchte. Es spielt für seinen Rat keine Rolle. Aber heute soll es nicht um Finanzen oder kluges Business gehen. Diese Bibelstelle soll uns mal wieder einen Zusammenhang vor Augen malen, den wir zu gerne ignorieren, von dem wir zu gerne denken, dass er doch bei den Kindern Gottes nicht gelten möge. Aber er gilt für unser geistliches Leben, genauso wie für jeden anderen Bereich.

1. Aus Ursache wird Wirkung – Das irdische Gesetz.

Was ist die Wirkung? Wirkung ist die Wirklichkeit. Das, was jetzt gerade ist. Die Ursache ist das, was davor war. Die Dinge in der Vergangenheit. Dabei steht die Ursache meist auf zwei Beine: Unser Denken und unsere Einstellungen. Unser Denken und unsere Einstellung lassen uns zu Entscheidungen kommen, aus denen Wirkungen für unser Leben und das anderer um uns werden.

Ein Beispiel: Leute, die zu spät zum Gottesdienst kommen. Das Zuspätkommen ist die Wirkung, die Realität. Dafür kann es natürliche Ursachen geben, die außerhalb von uns liegen (z.B. Wintereinbruch oder Gegenwind). Meist liegt die Ursache aber in einem zu späten losfahren. Warum passiert das einigen Menschen häufiger als anderen? Es liegt an deren Denken und ihren Einstellungen. Pünktlich zum Gottesdienst ist nicht so wichtig. Deine Entscheidung, erst noch etwas anderes vor dem losfahren zu machen, folgt deinem Denken. Warum habe ich Recht? Weil dieselben Leute noch nie ein Flugzeug verpasst haben.

Beispiele für dieses Gesetz lassen sich in allen Bereichen unseres Lebens finden. Ich nörgel an allem herum? Dann werden sich Leute von mir fernhalten. Ich bekomme den Hintern nicht hoch, also bleibe ich auf demselben Arbeitsplatz oder lerne nie einen Freund kennen. Ich unterschreibe eine Bürgschaft und irgendwann wird sie eingefordert. Ursache und Wirkung. So ist das hier auf Erden. Und alles ohne Zutun Gottes.

2. Vorsicht bei Entscheidungen, wenn die Sonne scheint.

Diese ganze heutige Einheit klingt wie aus einem weltlichen Ratgeber. Aber manchmal sind die Lebenssituationen eines Christen eben nicht geistlich, sondern sie sind einfach normal – normal aus dieser Welt. Dieser zweite Punkt wäre auch ein Rat von mir an meinen Enkel.

Der Text möge uns zur Vorsicht mahnen, wenn wir Entscheidungen treffen, wenn die Sonne scheint. Was meine ich damit? Als der Bürge unterschrieben hat, da war alles noch in Ordnung. Niemand rechnete damit, dass das Grundgeschäft platzen würde, dass der Nächste seine Schuld nicht bezahlt. Das war weit weg. Wir mochten den Nächsten doch so sehr und seine Argumente waren so einleuchtend. Und wir wollten doch helfen. Eine Idee kann euphorisieren. Aber sie kann auch in zehn Jahren teuer werden. Menschen um uns verändern sich. Deshalb rät uns Salomo zur Vorsicht.

3. Der Rat Salomos zu unseren Dilemmas: Sei Initiativ.

Zunächst: Was rät Salomo nicht? Der Bürge wird nicht aufgefordert den Nächsten, der ihm zur Bürgschaft überredet hat, mit Vorwürfen zu traktieren. Der Bürge soll auch nicht in Sack und Asche gehen, Buße tun, sich ärgern, laut jammern oder sich als Opfer fühlen. Und er soll auch nicht das Problem zu Gott bringen, dass er das Dilemma für ihn löst. (Natürlich bringen wir alle unsere Sorgen zu Gott; 1. Petr. 5, 7). Keiner war für diese Situation mehr verantwortlich als der Bürge selbst. Und der Weise Salomo sagt: Stell dich dem.

Was rät Salomo? Er soll initiativ werden. Und zwar richtig. Oberste Priorität. „Geh hin, dränge, bestürme“, aber lass es nicht so wie es ist. Lass es nicht laufen. „Lass deine Augen nicht schlafen“ ist doch die lyrische Formulierung von „raus aus dem Bett“, „erhebe deinen Hintern“ und „ändere endlich etwas“. Und das heißt: Sei initiativ.

Und da wird dieser Vers auch zu einem neutestamentlichen Prinzip, dass genauso auf unseren Glauben, unser geistliches Leben, unsere guten Taten, unsere Charakterveränderung und so vieles mehr anzuwenden ist.