Abraham und Lot – Teil 1:
In Kapitel 12 beginnt die wunderschöne Geschichte Gottes mit Abraham. Gott ruft ihn aus seinem gewohnten Leben heraus. Etwas Neues beginnt. Etwas Großartiges hat Gott ausgerechnet mit ihm vor. Abraham und seine Nachkommen bekommen von Gott ein neues phantastisches Land geschenkt. Und auch Lot lässt sich davon motivieren. Er will dabei sein und klingt sich in Gottes Abenteuer mit ein. Zwei Glaubensbrüder unterwegs. Wie romantisch und verklärt könnte alles sein. Aber dann, wie aus dem nichts das: „Das Land konnte beide Herden nicht ertragen“. In einer kühlen Sachlichkeit schildert die Bibel die Fakten. Permanent gab es Streit zwischen den Hirten. Vielleicht können wir aus dieser Passage einiges über Konflikte und Streitigkeiten zwischen Geschwistern auch für uns übertragen. „Leben mit Konflikten“ in zwei Teilen.
1. „Sie konnten nicht“ – Grund 1: Das Leben schafft halt Probleme.
Das klingt nicht, wie eine umwerfend große und neue Erkenntnis. Aber das Wissen darum kann uns etwas stabiler machen, damit uns nicht jede Meinungsverschiedenheit oder unterschiedliche Sichtweisen umhaut. Das Leben in dieser gefallenen Welt bringt das einfach mit sich. Die Addition der Schwächen aller, die fehlerhafte Eigenwahrnehmung aller, unsere individuellen Bedürfnisse und dann auch noch die Begrenztheit der Ressourcen – da sind Konflikte vorprogrammiert. Auch bei den Frommen. Beide Männer galten als gerecht und dennoch passierte es.
Unsere Geschichte lehrt hierzu aber auch: Sind wir vorsichtig damit, immer gleich den Schuldigen zu suchen. Die Bibel tut das hier interessanterweise auch nicht. Nüchternheit hilft dann auch bei dem Lösen der Probleme.
Und noch etwas: Kann es sein, dass viele unserer Konflikte nur sehr selten etwas mit Gott zu tun haben? Wie wird es hier geschildert? „Das Land konnte nicht“ heißt es zweimal. „War halt so“ heißt aber nicht es hinzunehmen.
2. „Die Hirten“ – Grund 2: Streit der Parteien.
Manchmal sind die Freunde oder die nahen Kumpels, viel mehr für Konflikte verantwortlich als die eigentlichen Personen selbst. Sind es nicht oft die Lobbyisten, die Anhänger oder die Familienmitglieder, die für das Eskalieren sorgen? Bei wie vielen Gemeindekonflikten, sind diese Kreise für Spaltungen, Parteiungen und Zank verantwortlich? Paulus steht in Korinth genau vor diesem Problem. Nicht Chloe, sondern die Leute der Chloe (1. Kor. 1, 10-13) kommunizierten fleißig.
Es ist eine der traurigsten Erfahrungen in den Gemeinden, dass diese Art des Umgangs miteinander sich nicht geändert hat. Jeder hat diese Gruppe der Hirten, die an den unterschiedlichsten Lagerfeuern sich hochschaukeln. Versuchen wir diese Gespräche zu vermeiden und gegenzusteuern. Sind wir nicht diese Art der Hirten.
3. „Immer Zank“ – Grund 3: Zu spätes Eingreifen.
Dieses „nicht beieinander wohnen können“ kam bestimmt nicht über Nacht. Und der Streit der Hirten kann auch dem Abraham und dem Lot nicht verborgen geblieben sein. Solche Konflikte entwickeln sich. Und je länger desto schwerer die Lösung.
War es unabwendbar oder haben die Herren zu spät eingegriffen?
Wie auch immer. Am Ende steht hier nur noch das „es geht nicht zusammen“. Vielleicht hätte es aber, bei rechtzeitigem Angehen, andere Lösung geben können.
Lösen wir es nicht, wenn um uns „immer Zank“ herrscht, dann kann es zu dem harten und nüchternen Ende kommen: Upps, wir können nicht beieinander wohnen. Manchmal geht es wohl nicht.
Heute war es wichtig zu verstehen, welche Gründe hinter unseren Konflikten stehen können. Auf keinen Fall soll das aber heißen, dass wir dagegen machtlos sind oder wir kapitulieren sollen. Deshalb wollen wir morgen den zweiten Teil dieser Geschichte anschauen. Wie kann Streit auch gehen? Siehe #73