Es gibt Tage, die sind voller Schwermut. Aber auch diese Tage müssen und können bewältigt werden. Heute schauen wir in eine Lebensszene von Petrus, die auch zu unserer werden könnte. Wofür kann dieser kleine, von Johannes uns übermittelte Satz stehen?
1. „Ich will fischen gehen“ – Begegnung mit unserer Kraftlosigkeit.
Was, wenn Petrus nicht mehr wollte? Wenn keine Kraft mehr in ihm war? Wenn keine Hoffnung mehr für die ehemalige Vision in ihm war? Und das obwohl er eine Begegnung mit dem Auferstandenen Jesus hatte? Was, wenn die Enttäuschung über seine eigene Standhaftigkeit und seine eigene begrenzte Kraft so schwer auf seiner Seele lag? Kennen wir diese Gefühle? Dann sind wir in guter Gesellschaft.
Manchmal ist etwas Abstand von der schweren momentanen Situation und ein kurzes Zurückkehren in Vertrautes keine schlechte Idee. Ja, sehr oft gehören geistliche Übungen zu den Heilmitteln für unser gestresstes Inneres. Aber es gibt manchmal auch eine heilsame Wirkung durch den Alltag: Der vertraute Beruf, unser Sport, gemeinsames Spielen, ausschlafen, Hausarbeit, basteln, Krimi lesen, Urlaub machen. Manchmal helfen uns diese Aktivitäten, dass unser Blick und unsere verkrampften Gedanken sich etwas lösen und wir anschließend wieder klarer sehen. Aber denkt daran: Wir können nicht ewig auf dem Wasser bleiben. Jesus wird uns auch dort begegnen (Ps. 139, 9-10). Aber wir müssen wieder an Land.
2. „Ich will fischen gehen“ – Begegnung mit unserem Zurückziehen.
„Wollen wir die Welt weiter retten oder wollen wir wieder fischen gehen?“ Wieder zurück zum Fischen, zurück aus der Berufung - ist das nicht eine häufige Reaktion? Dieses Zurückziehen ist unsere Antwort auf den Druck und die Enttäuschungen durch uns und durch andere. Unsere Gemeinden sind voll von diesen sich zurückziehenden Menschen. Und vielleicht gehörst du aktuell auch dazu? Gerade unter Pastoren, den Leitern und deren Ehepartnern, bei denen, die an der vordersten Front kämpften, ist dieses „zurück zum Fischen“ verbreitet. Gottes Geschäft kann so kräftezehrend sein.
Auch wenn ich dies nicht als Sünde brandmarken möchte, so trägt doch der Rückzug ins Private, in den Beruf, ins Studieren, in die Familie, in die Hobbys, das Potential des falschen Weges für mein Leben in sich.
Aber dieses Kapitel macht den Ernst der Lage trotzdem deutlich: Weder Petrus noch wir sind zum Fischen berufen. Wir leben um das Reich Gottes groß zu machen.
Jesus wird auch bei uns am Ufer stehen. Ohne Vorwürfe und voller Milde will er uns sogar bei unserem Fischen wieder begegnen. Aber er wird uns auch wieder an Land rufen und zu unserer wahren Berufung ermutigen.
3. „Ich will fischen gehen“ – „... und seine Auswirkungen“.
„So wollen wir mit dir gehen“ - Was auch immer Petrus dazu bewogen hat, wieder fischen zu gehen, seine Umwelt reagierte darauf. Unsere Entscheidung wieder fischen zu gehen, uns von der Berufung zurückzuziehen, ist leider nie eine reine Privatsache. Immer hat sie Auswirkungen auf die anderen. Positive oder negative. Wir motivieren andere zum Handeln und Mitmachen oder zum anderes wichtiger nehmen als Gottes Reich. Dieses „so wollen wir mit dir gehen“ sehen wir an der Reaktion unserer Kinder, unserer Freunde, den Unsicheren und auch den normalen Menschen um uns.
Dieses Bild von dem wieder fischen wollenden Petrus und dem Herrn Jesus, der uns dort, wo wir sind abholt und zurückruft, gehört für mich zu den intimsten Momenten der Bibel. Es macht mich sprachlos, wie liebevoll Jesus hier mit Petrus umgeht. Und es erfüllt mich mit tiefer Freude, weil Jesus auch für mich genauso dort am Ufer steht. Und das egal ob ich kraftlos oder am Zurückziehen bin.