Bei dieser Szene habe ich immer das gleiche Kopfkino. Jesus spricht diese normalen und gewöhnlichen zwölf Männer an und fordert sie auf, ihren bisherigen Alltag aufzugeben und ihm nachzufolgen. Ihm, dem spektakulären, ungewöhnlichen aber bei dem frommen Establishment auch umstrittenen neuen Lehrer. Auf der einen Seite: Was für eine Beförderung und Ehre für die einfachen Galiläer. Auf der anderen Seite: Musste da nicht die Frage aufkommen „um was geht es hier eigentlich?“ Und während die Jünger sich noch zurechtfinden müssen, beginnt Jesus seine erste Grundsatzrede. Es beginnt mit dem Weg für gelingendes und glückliches Leben nach Gottes wirklichem Plan - die Seligpreisungen. Vor mir sehe ich immer wie Petrus auf der Wiese sitzt und Jesu letzten Worten noch nachträumt. Dann, wie aus dem Nichts haut Jesus diesen Satz raus: „Ihr seid das Licht der Welt“. Wow. Auf einmal spricht er sie direkt an. Und wie. Und ich sehe Petrus sich ungläubig zu Johannes drehen: „Habe ich mich verhört? Hat er das wirklich gesagt? Das kann er doch nicht ernst meinen? Wir sind das Licht der Welt? Jesus, geht es auch etwas kleiner?“ Egal, jetzt ist es raus: darum geht´s.
1. Die Welt braucht so dringend Licht.
Wir alle wissen selbst, wie sehr diese Welt, jeder einzelne Mensch, unter der Dunkelheit und der Hoffnungslosigkeit leidet. Manche schon von Kindesbeinen an, weil sie im falschen Erdteil oder der falschen Familie geboren wurden. Andere brauchen etwas länger, das Desaster, in dem sie leben, zu erkennen. Ein Besuch in einem Altenpflegeheim rückt dann manchmal die Lebensperspektive wieder richtig. Wir leben im Dunkeln, im Land der Finsternis (Jes. 9, 1). Der Tod ist das Ziel.
Seit dem Verlust von Eden, war das Besiegen dieser Dunkelheit, der Hoffnungslosigkeit, der Trennung von Gott und der Sieg über die Sünde und den Tod, Gottes Vision für uns Menschen. „Als er die Scharen von Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl; denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Matth. 9, 36 NGÜ) Jesus hat es klar vor Augen und er gibt es seinen Leuten weiter. Es ist Zeit, die Dunkelheit zu besiegen und das Licht zu bringen (Joh. 17, 18).
2. Das Licht Jesu und das Licht von uns.
Aber dann haut Jesus diesen Satz raus und meine Verwunderung ist groß. Dachten wir nicht immer Jesus ist das Licht? Und natürlich wissen wir, dass nur der Sohn Gottes das Licht für die Dunkelheit der Menschen und unserer eigenen ist. Er rettet und erlöst; er ist der Verwandler von Wasser zu Wein, von Schuld in Vergebung, von Dunkelheit in fröhlichem Singen.
Und dennoch formuliert Jesus am Anfang der Ausbildungszeit seiner Leute es genau so und nicht anders. Niemals hat Gott so einen Satz an Menschen gesagt. Weder zu Mose, noch zu David. Auch wir müssen diesen Satz wirken lassen. „Ihr seid das Licht der Welt – Die Tage der Finsternis sind gezählt, weil ihr da seid. Darum geht`s“. Jesus und wir sind das Licht der Welt.
3. Die Gemeinde Jesu, die Hoffnung der Welt.
Mal ganz ehrlich: Ich hätte an Gottes Stelle eine andere Entscheidung getroffen. Wie kann er die Rettung der Welt in die Hände dieser Männer legen? Vielleicht waren die damals ja noch gut drauf, aber wieso ändert Jesus auch heute noch nicht seine Strategie? Schaut doch uns Christen von heute an. Es ist doch klar: Wir, die Gemeinde Jesu, können das doch gar nicht schaffen, der Welt Licht zu bringen. Wir, die Gemeinde Jesu, sind zu schwach und zu sündig, zu leicht zu verführen und zu verwirren, wir haben zu wenig Disziplin und zu viel Egoismus.
Aber Jesus bleibt dabei: Durch euch oder gar nicht! Durch die Gemeinde Jesu oder gar nicht. Durch dich oder gar nicht. Darum geht´s
Es ist einer der entscheidenden Verse die Jesus an die Gemeinde richtet. Jedem sind sie bekannt und wir dürfen nicht an diesem Vers vorbei gehen. Es ist der Satz, den ich eines Tages verstanden habe und deshalb mit (leider nur fast) aller Kraft mich in die „Gemeinde für andere“ investierte. Die Gemeinde Jesu ist die Hoffnung der Welt. Es gibt keinen Plan B.