Biblisches Konfliktmanagement

# 73
„Da sprach Abram zu Lot: Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder.“1. Mose 13, 8LUT

Abraham und Lot – Teil 2:

Der Streit der Knechte wurde dann doch zu einem Streit der Brüder. Irgendwann war er nicht mehr zu ignorieren und Abraham sah, was hier auf dem Spiel stand. Dieser Blick, dieses Aufhorchen „was machen wir hier gerade“ ist so wichtig. Es sieht so einfach aus, verlangt aber in der Umsetzung unfassbar hohe Reife. Einer muss anfangen, die richtigen Sätze zu formulieren. Was können wir an dem Konflikt zwischen Abraham und Lot für unsere eigene Welt lernen? Das erste ist die Botschaft von gestern #72: Bleibe nicht bei der Schuldanalyse.

1. „Da sprach Abraham zu Lot“ – Geh es an. Sei initiativ.

Versuchen wir uns in die Szene des Streites zu versetzen. Vielleicht drehte sich seit Wochen alles um diesen Konflikt. „Hast du gehört was Lots Knechte wieder taten...?“ „Abraham und wir haben doch ältere Rechte“; „Gleiches Recht für alle. Unsere Schafe haben genauso viel Hunger wie Abrahams“.

Wir müssen diese Spiralen versuchen zu stoppen. Und das Stoppen beginnt damit, dass irgendjemand aktiv wird. Diese Initiative von Abraham kam gerade noch rechtzeitig. Er hätte es auch ignorieren können (vielleicht hatte er es ja auch, weil Streit zwischen Geschwistern ja immer etwas peinlich ist). Denn hier streiten doch nur die Knechte. 

Dieses „gehe es an“ ist auch Jesu Botschaft. Er fordert uns genauso auf: „geh zuerst hin“ sagt er, (Matth. 5, 24) – „lass was du gerade tust, so fromm es auch ist, und gehe es an“. 

Das zerstörerische Potential erkennen ist eines. Den ersten Schritt machen ein gewaltig anderes. Abraham tat es.

2. „Denn wir sind Brüder“ – Beziehung First.

Das Sachthema, der Grund eines Streites, ist nicht zu ignorieren. Und der Satz „komm, sind wir wieder gut“ löst nicht das Bemühen um praktische Lösungen. Aber häufig fehlt dieser Blick Abrahams – wir sind doch Brüder. Es gehört sich einfach nicht für Christen, für Partner oder für Geschwister über solche Äußerlichkeiten zu erbittern und feindlich gegeneinander zu stehen. So mancher Streit haben unsere Beziehung einfach nicht verdient. Und da kann das Bewusstwerden, dass der andere mein Bruder ist und vor dem gleichen Gott abends betet, mich gnädiger stimmen ("siehe er betet" Apg. 9,11 #5).

Wir müssen es irgendwie hinbekommen, Meinungen und Fakten zu bewegen, auch zu anderen Bewertungen zu kommen und dennoch unser Herz rein gegenüber dem anderen zu halten.

„Wir sind doch Brüder“, das ist ein kostbares Gut. Lasst uns das nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Ist der Grund wirklich so wichtig, dass wir die Beziehung zerstören oder beenden dürfen? Wo sind die Friedfertigen, wenn man sie braucht? (Matth. 5, 9) Beziehung First – darf uns nicht erpressbar machen. Aber es darf uns den Weg leiten.

3. Abrahams Konfliktmanagement in Kürze:

Natürlich ist jeder Konflikt unterschiedlich und manchmal können wir nicht mehr mit dem Geschwister bereinigt zusammenleben. Es gehören immer zwei für eine Befriedung. Deshalb sagt Paulus „Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.“ (Röm. 12, 18) Und manchmal, wie bei Paulus und Barnabas (Apg. 15, 36-41) oder wie bei Abraham und Lot ist eine Trennung auf zwei Wegen keine schlechte Lösung. Davor aber gilt Abrahams Vorbild dennoch.

  • Gelassenheit
  • Probleme angehen
  • Friedfertigen Geist
  • Lösungen suchen
  • Beziehungen vor Äußerlichkeiten
  • Nachteile in Kauf nehmen

Abraham war klar: Wegen besserer Weide wird er nicht schwach werden. Das nennt man Charakter und christliche Reife.

„Hey, wir sind doch Brüder“. Wehe uns, wenn wir diesen Respekt vor dem Bruder, der Schwester verlieren. Spätestens dann, befinden wir uns sicher im Unrecht.