Entmutiger Teil 1 – Die Botschaft der Zehn: Dieses Kapitel ist eines der gewichtigsten des Alten Testamentes. Die Tragik der vierzigjährigen Wüstenwanderung beginnt genau hier - mit diesem Satz. Hätten doch die Ermutiger und nicht die Entmutiger nur mehr Einfluss gehabt, die Geschichte Israels wäre völlig anders verlaufen. So waren die Auswirkungen katastrophal. Wir wollen wegen dieser Brisanz diese Geschichte in einigen Lektionen anschauen. Und nehmen wir die für uns ungewohnte kriegerischen Szene als Gleichnisrede. Einzelne Verse, aber auch die Szene als Ganzes. Die Entmutiger, die Ermutiger, das Volk und unseren Gott. Mit ihm geht es los.
1. Gott hat kein Verständnis für Entmutiger.
In den folgenden Versen erleben wir einen richtig sauer werdenden Gott. Das Schauen auf die Herausforderungen und das Abwägen der Risiken ist eines. Das Erkennen der Probleme, dass nicht „Schönreden“ ist auch ok. Aber die Schlussfolgerung „wir schaffen das nicht“ obwohl Gott sagte „ihr schafft das“ nimmt Gott dem Gläubigen scheinbar persönlich.
Gott stellt diese Verzagtheit gleich mit „Unglauben“ und „Gottverwerfen“ - „wie lange wollen sie nicht an mich glauben“ (Kapitel 14, 11). (Sie hatten doch gar nicht formuliert, dass sie nicht an Gott glauben?). Er versprach ihnen dieses Land – „Es ist euer Land“. Gott versprach ihnen, die Feinde vor sie zu vertreiben. Er war täglich mit seiner Gegenwart sichtbar unter ihnen. Was sollte er noch tun? Die Mutlosigkeit der Zehn, ihr Pessimismus, richtete sich direkt gegen Gottes Auftrag und seine Gottheit – und dafür hat Gott kein Verständnis.
Und das Verhängnisvollste ist nicht nur das, was die Zehn für sich glaubten und für wahr hielten. Das Schlimmste sind die verzagten Leichen, die die Entmutiger um sich anrichten. Die Demotivation des Volkes ist eine ernste Angelegenheit. Damals und auch heute.
2. „zu stark“ – „wir vermögen nicht“.
Was hatte Israel denn gedacht? Natürlich war ein in Kriegsangelegenheiten unerfahrenes Exsklavenvolk nicht fähig. Aber Gott geht es doch nie darum, dass seine Leute stark genug sind. Wir sind nie alleine fähig genug, beständig genug, begabt genug oder stark genug.
Wir sind nicht stark genug, um durch unser Leben ohne einen guten Hirten zu kommen; nicht stark genug für die große Reise Richtung Ewigkeit. Und wir sind auch als Gemeinde Jesu niemals stark genug, seine gute Botschaft in die Welt zu bringen. „Wie vermögen es auch nicht“. Aber das ist weder das Problem noch ist es das Ende.
Wir vermögen es nicht (Röm. 7, 18), sagt Paulus, aber der, der bei uns ist, der, der mit uns geht, dem ist alle Macht gegeben. Für ihn gibt es kein „sie sind zu...“; er vermag. (Phil. 4, 13). Und deshalb vermögen wir auch.
3. Sie werden das Verheißene nicht sehen.
Ist das nicht eine Tragödie: Nur weil das Volk sich von den Zehn hat beirren lassen, werden sie niemals von den Früchten des verheißenen Landes essen.
Das ist eine ernste Sache. Und leider auch eine Parallele für uns Christen. Wer Gottes Möglichkeiten ignoriert, wer lieber verzagt und kleingläubig ist, wie kann er Gott am Werk sehen? Wie können wir Heilungen durch unser Gebet erleben, wenn wir nicht beten? Wie können wir Licht in diese wahrlich dunkle Welt als Gemeine bringen, wenn unser Herz entmutigt wurde, wenn wir überall nur auf das „sie sind zu stark“ sehen? Wie können wir erleben, dass Menschen sich zu Jesus bekehren, wenn wir uns nicht endlich zu ihnen aufmachen? „Es sind zu viele“ (Joh. 6, 9) wird von Jesus als Ausrede nicht geduldet.
Jesu Worte sind doch eindeutig. „Fürchtet euch nicht. Die Pforten der Hölle werden uns nicht überwinden“ (Matth. 16, 18) Deshalb will ich den Entmutigern keinen Raum, kein Mikro und erst recht keine Macht schenken. Warum? Weil vierzig Jahre durch die Wüste keine Alternative ist.
Eine Wortzeile hierzu von Dietrich Bonhoeffer: „Von des Heilgen Landes voller Traube, trinkt allein der unversehrte Glaube.“
(Gedicht: „Auf dem Gipfel des Gebirges“)